Gott hat meine Ehe geheilt

Alan Medinger

 

Während eines ruhigen Moments hat mir der Herr kürzlich gezeigt, wie mein Leben heute aussehen könnte. Ich sah mich alleine im Stadtzentrum leben – einsam und verzweifelt, immer noch dem hinterherlaufend, das doch nicht befriedigen kann und bei anderen Männern nach dem suchend, was sie doch nicht geben konnten.

Willa, meine Frau, lebte woanders und der Ärger und die Verletzung in ihrem Leben waren noch unter der Oberfläche versteckt. Ich sah unsere jüngere Tochter, Beth, wie sie täglich ihren Ärger über einen Vater zeigte, der ihre Bedürfnisse nie verstanden und sie schließlich verlassen hat. Unsere ältere Tochter, Laura, trug eine tiefe Traurigkeit wegen eines Vaters, den sie sehr liebte, in sich. Unser Sohn, Steven, war noch gar nicht geboren.

 

Ein neuer Mann

Aber so ist mein Leben nicht. Am Abend des 26. November 1974 wurde ein neuer Mann geboren. Vielleicht wäre es genauer, zu sagen, dass ein Junge neu geboren wurde und begann, zum Mann zu werden.

Betrachtet man meinen Hintergrund, so finden sich viele der Charakteristika, die Typisch für die Entwicklung der Homosexualität sind: ein ungeplantes Kind, Eltern, die auf ein Mädchen hofften, ein älterer Bruder, der der Idealvorstellung des Vaters näher kam als ich und ein Vater mit ernsthaften emotionalen Problemen, die die Ursache dafür waren, dass er kaum in der Lage war, mit dem Leben fertig zu werden. Geschweige denn mit den Bedürfnissen seines Sohnes. Inzwischen weiß ich, dass diese Faktoren nicht meine Homosexualität verursacht haben. Es waren eher meine Antworten auf diese Faktoren, die mich in dieser Richtung beeinflussten.

 

Lebenslange gleichgeschlechtliche Neigungen

Meine Neigung für Männer geht fast so lange zurück, wie ich denken kann. Ich schätze, ich war ungefähr 12 Jahre alt, als ich meine homosexuellen Neigungen auslebte. Da ich aber in den 40ern und 50ern groß wurde, gab es damals noch keine sichtbare schwule Subkultur, einen homosexuellen Lebensstil, dem ich nachjagen konnte. Ich nahm immer an, ich würde einmal heiraten und mein Bestes tun. Meine Frau Willa und ich wuchsen als Nachbarn auf und trafen uns während der High School Zeit. Im College wurde das Ganze dann ernster.

Sie war ein wundervolles und beliebtes Mädchen und ich glaubte an ein gutes gemeinsames Leben. Wir heirateten und die Dinge liefen in den ersten Jahren gut. Aber ungefähr im fünften Jahr unserer Ehe, nachdem unsere Töchter geboren waren und der Druck von Seiten der Familie und der beruflichen Karriere wuchs, begann ich wieder, homosexuell aktiv zu werden. Und das die nächsten zehn Jahre lang.

Während dieser Jahre glaubte ich, dass ich – mal abgesehen von diesem großen, dunklen Fleck in meinem Leben – alles in Ordnung hatte. Ich war beruflich erfolgreich, in der Kirche sehr aktiv und ich hatte eine wundervolle Familie – einschließlich Pflegekinder, die wir aufgenommen hatten. Theologisch hatte ich mir das ganz gut ausgedacht: alle Männer und Frauen sündigen – und das war eben mein schwacher Punkt.

 

Ich habe meine Homosexualität gehasst

Das mag vielleicht für viele schwer zu verstehen sein, aber ich habe meine Homosexualität gehasst – mehr als sich das irgendjemand vorstellen kann. Aber noch schlimmer war der Gedanke, sie aufzugeben. Ich weiß auch nicht, warum. Habe ich wirklich Liebe von einem anderen Mann gesucht? Einem Mann etwas zu bedeuten? Die Männlichkeit von jemand anderes zu  besitzen? Vielleicht alles zusammen, aber Sex mit einem anderen Mann hat ein Bedürfnis befriedigt und mir eine Erleichterung oder eine Flucht verschafft, von der ich glaubte, sie haben zu müssen.

Ich stellte mir vor, wenn ich es nur gemäßigt unter Kontrolle behielt, würde mir Gott das anrechnen und es wäre in Ordnung.

Aber es war keineswegs alles unter Kontrolle. Der Zwang wurde größer und ich ging öfter und rücksichtsloser aus. Meine Ehe fing schon an zu bröckeln. Schließlich klappte es sexuell nicht mehr. Willa hatte so eine Idee, woran das lag, aber beschloss, mich nicht damit zu konfrontieren.

 

Die Macht des Gebetes

Meine Frau war natürlich während all dieser Jahre sehr unglücklich. Sie hat sich einer Gebetsgruppe reifer christlicher Frauen angeschlossen, die wahre Gebets-Kriegerinnen waren. Obwohl sie ihnen nichts Genaueres über das Problem erzählte, fingen sie an, für unsere Ehe zu beten. Willa fühlte langsam, dass sie mich loslassen musste. Wenn die Ehe auseinanderbrechen und ich mich von ihr trennen sollte, musste sie das geschehen lassen. Sie war in der Lage, mich gehen zu lassen – sowohl spirituell als auch emotional.

Nicht lange danach bat mich ein Freund, an einem Gebetestreffen teilzunehmen. Ich wehrte mich lange dagegen, stimmte aber schließlich zu. Er sagte zu mir: „Was der Herr für dich bereithält ist weitaus besser als alles, was du dir vorstellen kannst.“ Als ich das hörte, kam ein großer Friede über mich.

 

Eine große Veränderung

Jemand, der damals nur beiläufig zusah, würde sagen, in dieser Novembernacht geschah nichts Außergewöhnliches. In mir aber kam es zu einer großen Veränderung. Als die große Gruppe – es waren zwei- oder dreihundert Menschen – laut zu Gott beteten und ihn priesen, übergab ich Jesus leise mein Leben, einschließlich meiner Homosexualität. Ich gestand meine Hilflosigkeit ein, ebenso die Tatsache, dass ich im Leben Schiffbruch erlitten hatte. Ich war bereit, Ihm alles in meinem Leben tun zu lassen, was Er wollte.

Mit dem folgenden Tag wurde mir klar, dass eine ganze Menge Wunder geschehen waren. Die homosexuellen Fantasien, die mir im Laufe der letzten 25 Jahre so selten aus dem Kopf gegangen sind, waren verschwunden. Ich empfand für Willa eine Art von Liebe, die ich nie für möglich gehalten hatte.

Vielleicht das Wichtigste von all dem: Gott war nicht mehr der weit entfernte Punktrichter. Er war ein Retter, der von Seinem Himmel heruntergekommen ist und mir die Erlösung gebracht hat. Jesus liebte mich und ich liebte ihn so sehr. Zum ersten Mal wurde mir klar, was es heißt, zu lieben und geliebt zu werden.

Zu der Zeit fühlte ich, was Gott hier getan hat war eine völlige Heilung und es ist wahr, dass der sexuelle Drang nach anderen Männern weg war. Aber Homosexualität ist mehr als nur gleichgeschlechtlicher Sex. Näher an der Wurzel ist ein tiefes Gebrochensein, fast eine Totgeburt in unserem Mann- oder Frausein. Irgendwie habe ich als kleiner Junge eine Tür verschlossen, die zu meiner Entwicklung zum Mann führte. Gott hat mir geholfen, sie wieder zu öffnen.

 

Die Entwicklung zum Mann

Meine Verwandlung markierte die Wiederaufnahme meiner männlichen Entwicklung. Gott hat etwas Wunderbares vollbracht, als er meinen enormen Minderwertigkeitskomplex unter heterosexuellen Männern, die nie homosexuelle Erfahrungen gemacht hatten, beseitigte. Er hat mich dazu befähigt, Dinge in Gang zu setzen und ein Führer zu sein – alles Aufgaben, vor denen ich mich einst sehr fürchtete. In einer wunderbar sanften Art hat Gott die Rollen von mir und meiner Frau so verändert, dass ich die richtige Führung in unserer Familie wahrnehmen konnte.

Wegen der plötzlichen Art und Weise meiner Heilung von der Homosexualität werde ich oft gefragt: „Wie vollständig ist deine Heilung wirklich?“ Als Antwort kann ich sagen, dass sie den zeitlichen Test bestanden und als Frucht eine gesegnete Ehe hervorgebracht hat.

Ich hatte in den letzten zehn Jahren keine homosexuellen Versuchungen. Darunter verstehe ich, ernsthaft einen sexuellen Akt mit einem gleichgeschlechtlichen Partner herbeizusehnen oder in Erwägung zu ziehen. Ich hatte zwar noch eine Zeitlang eine gewisse Sehnsucht nach einem älteren, stärkeren Mann noch über meine Heilung hinaus mit mir herumgetragen, der sich „um mich kümmern“ sollte. Das ist nun auch vorbei und ich sehe Männer als Brüder, nicht als beschützende Väter.

Natürlich habe ich Literatur, Kinofilme und andere Situationen vermieden, die homosexuelle Lust erwecken konnten. Wenn man damit konfrontiert wird – und das ist früher oder später der Fall – oder wenn mir jemand, der bei mir in Beratung ist, die Umstände eines sexuellen Rückfalls beschreibt, so erweckt das manchmal gewisse sexuelle Gefühle. Die sind aber gering und lassen im Laufe der Zeit nach. Vielleicht sehe ich einem gutaussehenden Mann noch nach, aber Gott hat mir in den letzten Jahren gezeigt, dass dies durch Neid und alte Gewohnheiten verursacht wird. Da ich den Neid bereut habe und Gott weiterhin dafür danke, zu was er mich gemacht hat, wird auch das weniger.

Oft stellt man mir die Frage, die meist als der Test schlechthin gesehen wird: „Wirst du von Frauen im allgemeinen sexuell angezogen?“ Nein. Ich liebe meine Frau und wir haben seit meiner Heilung eine wunderbare und erfüllende sexuelle Beziehung sowie eine ebensolche Liebesbeziehung. Sie ist aber die einzige Frau, mit der ich Sex haben will. Geschlechtsverkehr sollte ein Ausdruck der Liebe zweier Menschen im Kontext einer lebenslangen Verbindung sein. Nur aufgrund des Sündenfalls empfinden Männer eine sexuelle Lust nach Frauen außerhalb dieser Verbindung. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass Gott meine Homosexualität durch eine abgefallene Heterosexualität ersetzt. Ich danke Ihm, dass Er mir das erspart hat.

Ich bin so dankbar, dass dieses „was wäre wenn“ in meinem heutigen Leben nicht eingetreten ist. Ich bin Vollzeit in der Arbeit für Homosexuelle tätig. Willa und ich arbeiten hierbei zusammen. Wir freuen uns auf unseren 25. Hochzeitstag. Unsere zwei Töchter sind jetzt im College und Stephen, unser Sohn, den es ansonsten „nicht gegeben hätte“, ist acht Jahre alt und es geht ihm gut.

Und sein Vater liebt ihn sehr.